Sommersonnenwende – in den nordischen Ländern auch Mittsommer genannt – ist die Zeit, wo die Sonne am höchsten
steht und somit die kürzeste Nacht und der längste Tag. Die Sommersonnenwende ist auch im Zyklus der Jahreskreisfeste, die bereits eine lange Tradition haben, ein besonderes Fest. Heute suchen
die Menschen wieder nach solch ursprünglichen Festen und den damit verbundenen Ritualen. Man spricht oft von magischen Tagen, Tagen, die eingebunden sind in den Rhythmus der Natur. Viele dieser
„alten“ Feste sind im Laufe der Jahrhunderte mit den christlichen Festen verschmolzen. Ein besonderes ist die Sommersonnenwende am 21. Juni. Die Sonne besitzt dann ihre größte Kraft. Die zumeist
warmen Abende laden uns ein, lange draußen zu sitzen und den Sommer zu genießen. Aber es gibt noch viel mehr zu entdecken – die Natur zeigt es uns: Bäume und Pflanzen stehen in vollem Saft, die
ersten Früchte werden reif und die Weichen werden gestellt, ob es im Herbst eine gute Ernte geben wird. Es braucht die Kraft der Sonne und des Wassers. Alles im richtigen Maß, damit sich die Saat
des Frühjahrs ideal entwickeln kann. Wenn wir dies auf uns und die die Feste des Jahreskreises beziehen, ist Lichtmess, ein guter Zeitpunkt, um neue Saat in unserem Inneren auszubringen. Das Jahr
hat gerade begonnen, eine gute Zeit zu überlegen, was im kommenden Jahr in uns persönlich wachsen möchte. Zur Sommersonnenwende können wir erste Bilanz ziehen. Hat sich unser „Pflänzchen“ gut
entwickelt? Haben wir es genährt und gepflegt? Können wir bereits erste Früchte ernten? Zeit für Reflexion. So steckt in dem Wort Sommersonnenwende auch das Wort „Wende“. Was hat sich gewendet?
In mir und um mich? Oder fühle ich, dass sich etwas wenden will? Ist es Zeit, einen neuen Weg einzuschlagen?
Doch bei all dem, was war und noch kommen möchte, gilt es auch innezuhalten und den Moment, das Leben zu feiern: Sommersonnenwende als ein Fest des Sommers, um sich der Fülle des Lebens bewusst
zu werden. Sehen, was alles erreicht wurde, was sich entwickelt hat, im Innen und im Außen. Alle Sinne einladen und die ersten Früchte bewusst schmecken, die Düfte der Blumen tief einatmen, die
Augen öffnen für die vielen bunten Farben der Pflanzen und den Geräuschen der Natur lauschen. Ein besonderes Konzert in diesen Tagen kann man wahrnehmen, wenn man unter einem blühenden Lindenbaum
verweilt. Das Summkonzert Tausender Bienen ist für mich persönlich das schönste Sommerkonzert, das es gibt. Ich möchte Sie nun einladen, in den kommenden Tagen Ihr ganz persönliches
Sommersonnenwendfest zu feiern. Das Leben beschenkt uns so reich; warum nicht ganz bewusst diese Fülle feiern? Zum Feiern braucht es nicht viel, es ist eigentlich alles da, wenn wir uns nur die
Zeit nehmen, es zu sehen.
Die Zeit zwischen der Sommersonnenwende am 21. Juni und Maria Himmelfahrt am 15. August gilt auch als die beste Zeit, um Kräuter für Tees, Tinkturen und zum Räuchern zu sammeln. Kräuter besitzen dann ihre stärkste Kraft. Kräuterbüschen z. B. aus Johanniskraut, Wetterdistel, Frauenmantel, Eichenlaub oder Haselzweigen, die um das Johannisfest am 24. Juni herum gesammelt werden, wird eine besondere Heilkraft zugeschrieben. Im Haus oder Stall aufgehängt, soll er Schutz und Segen bringen. Und da nun Sonnwend- und Johannifeuer stattfinden, vielleicht eine gute Gelegenheit, die Kräuterbüsche aus dem vergangenen Jahr ins Feuer zu geben. Das Verbrennen lässt uns immer wieder die Vergänglichkeit der Dinge bewusst werden. Und gleichzeitig dürfen wir uns noch am Duft des vergangenen Sommers erfreuen.